Der Klartext ist unser Mitgliedermagazin. Er ist gespickt mit Berichten, Kommentaren, Terminen oder bspw. auch mit Interviews. Der Klartext geht nur an unsere Mitglieder. Einige Kommentare daraus wollen wir aber gerne mit euch teilen. Dies sind Beiträge, die von unseren Mitgliedern geschrieben wurden. Viel Spaß beim lesen!

Gerechtigkeit von Frauen und Mädchen (09.2020)

Immernoch ist es so, dass Frauen in der heutigen Zeit ungerecht und herablassend behandelt werden. Schon in jungen Jahren müssen Mädchen ihre ersten Erfahrungen mit Sexismus machen und lernen mit dieser Art von Diskriminierung umzugehen. Ich bin der Meinung, dass wir uns konstant für die Gerechtigkeit von Frauen und Mädchen stark machen müssen und das die Kluft zwischen den Geschlechtern aufgehoben werden muss. Es kann nicht sein, dass Kinder und Jugendliche in ihrer (kreativen-)Entwicklung, aufgrund von ungerechten und stereotypischen Verhalten, eingeschränkt werden.

  • Yuma Jaernecke
Jugend braucht Freiraum. Auch in einer Kurstadt. (09.2020)

Zur Schaffung solcher Freiräume gehört die Finanzierung von Orten, Zeiten, Ideen und Angeboten. Es braucht Beteiligungsverfahren, es braucht Vertrauensvorschuss und es braucht Mut:

Es ist doch irrsinnig, dass gerade Menschen die in ihrer Jugend selbst die größten Freiheiten genossen und sich auch dadurch zu starken Persönlichkeiten entwickelt haben, nun glauben alle Aufenthaltsorte von jungen Menschen reglementieren zu müssen. Ich glaube, dass unter Einbindung aller interessierten jungen und junggebliebenen Menschen großartige neue Plätze und Initiativen in Bad Bevensen entstehen.

  • Meryem Lale Jaernecke
Genozid von Screbrenica (09.2020)

Vor 25 Jahren geschah das Genozid von Screbrenica, wo über 8. 000 Bosniaken von serbischen Truppen ermordet, vergewaltigt und Misshandelt worden. Trauriger Weise wurden viele Menschen durch diese Gräueltaten inspiriert und verübten weitere Attentate auf Muslime, wie zb. in Christchurch wo zwei Moscheen attackiert und mehrere Menschen ermordet worden. Ich finde es beschämend, dass nach 25 Jahren noch nicht alle Einsicht bekommen haben!

  • Malik Labahn
Solidarität in Corona-Zeiten (04.2020)

Ist es euch auch schon aufgefallen? Die Menschen lächeln einander mehr zu. Ein Wechsel der Straßenseite wird nicht als Ablehnung wahrgenommen, sondern wird als Höflichkeit anerkannt. Man bedankt sich, grüßt einander, die meisten lächeln dabei. Jüngere Menschen bieten deutschlandweit älteren Nachbarn ihre Hilfe bei der Erledigung des Einkaufes an. Auch in Bad Bevensen und Umgebung gibt es tolle Beispiele dieser neuen Solidarität.

„Ich wollte Mut machen“, sagt zum Beispiel Jennifer Weiß aus Tätendorf. Sie hat kurzerhand gemeinsam mit ihrem Sohn zwei Bettlaken bemalt und an die Straße gehängt. „Für meine älteren Nachbarn, die vielleicht kein Facebook haben“, sagt sie. Sabrina Mennerich aus Bad Bevensen hat sich dieser Idee angeschlossen und gemeinsam mit ihrer Tochter findet sie: „Es ist nicht alles abgesagt“. Eine kreative Idee sind auch die vielen gemalten Regenbögen an Fenstern und Türen. So auch bei Familie Schröder aus Bad Bevensen. Der Regenbogen soll Kindern zeigen, dass auch in anderen Häusern Kinder wohnen, die wegen der Coronapandemie zuhause bleiben müssen.

In jeder Krise liegt eine Chance, so ein viel zitierter Satz. Sollte das richtig sein? Der Zukunftsforscher Matthias Horx zeichnet ein solches Bild. Er sieht eine Gesellschaft die zur Ruhe gekommen ist, vermehrt Bücher liest und höflicher miteinander umgeht: “Paradoxerweise erzeugte die körperliche Distanz, die das Virus erzwang, gleichzeitig neue Nähe. Wir haben Menschen kennengelernt, die wir sonst nie kennengelernt hätten. Wir haben alte Freunde wieder häufiger kontaktiert, Bindungen verstärkt, die lose und locker geworden waren. Familien, Nachbarn, Freunde, sind näher gerückt und haben bisweilen sogar verborgene Konflikte gelöst.” Er glaubt, dass wir erkennen, dass Menschlichkeit der viel gepriesenen künstlichen Intelligenz weit überlegen ist.

Horx kommt zu dem Fazit: “Wir werden uns wundern, dass sogar die Vermögensverluste durch den Börseneinbruch nicht so schmerzen, wie es sich am Anfang anfühlte. In der neuen Welt spielt Vermögen plötzlich nicht mehr die entscheidende Rolle. Wichtiger sind gute Nachbarn und ein blühender Gemüsegarten.”

Auch wenn es auf den ersten Blick nicht ersichtlich war: Diese Krise erweckt viel Positives in uns: Eine neue Solidarität. Ich glaube fest daran, gemeinsam stehen wir das durch

  • Meryem Lale Jaernecke
Die haben mehr verdient als Applaus (04.2020)

Ob es die Krankenschwester ist, der Kassierer oder der LKW-Fahrer (und viele mehr), alle werden gerade beklatscht. Ihnen wird gesagt, wie wichtig sie für uns sind. Vor allem unser Gesundheitsminister Jens Spahn wird gerade von vielen für seine Arbeit gelobt, weil er sich ja so gut um die Pflegekräfte kümmert.

Aber jetzt mal in den Raum gefragt: Was bringt der Applaus für diese Personen? Nicht viel! Viel mehr merken wir doch heute wieder, dass diese Personen in den letzten Jahren viel zu wenig Respekt bekommen haben. Die Pflegekräfte brauchen keinen Applaus, sie haben endlich ein vernünftiges Gehalt verdient! Ein Gehalt und Arbeitsbedingungen, welche dem Wert der Arbeit gerecht sind. Versteht mich nicht falsch, natürlich ist Applaus für deren Leistung angebracht. Doch benötigte es erst diese Krise, um deren Arbeit wertzuschätzen? In den letzten Jahren wurde das Krankensystem kaputtgespart, Pflegekräfte haben kaum noch Zeit für ihre Patienten. Krankenhäuser sind zu Unternehmen geworden, deren Ziel es ist, Gewinn zu machen. Das Krankenhäuser Gewinn machen sollen, ist für mich einfach suspekt.

  • Hannes Henze
Interview mit Hans-Jürgen Kammer (01.2020)

Vorwort: Hans-Jürgen Kammer war bis zur letzten Wahl Samtgemeindebürgermeister. Er hat mit seiner Arbeit die Samtgemeinde auf ein sicheres Standbein gestellt. Sein Nachfolger ist Martin Feller.

Wenn dein Leben ein Buch wäre, was wäre der Titel?

Für die Menschen – Ich bin 1976 in die SPD eingetreten, weil ich Politik machen wollte. Aber nicht Politik für mich selbst, für mein Ego oder mein Portemonnaie, sondern für die Menschen. Erstmal im Ortsverein. Da habe ich bald die Mitgliederbetreuung Übernommen und habe eingeführt, dass jedes Mitglied eine Geburtstagskarte erhält. Als ich dann in den Gemeinderat gewählt worden bin, später Fraktionsvorsitzender oder Samtgemeindebürgermeister wurde, war immer mein zentrales Anliegen: Wie können wir das Zusammenleben der Menschen verbessern? Was kann Verwaltung für Menschen tun? Verwaltung ist heute ein Service-Unternehmen – für die Menschen. Deswegen wähle ich diesen Titel.

Womit kann man dich auf die Palme bringen?

Mit unsachlichen Angriffen. Die Diskussionskultur wird zunehmend schlechter. Ich meine damit nicht sachliche Kritik, die halte ich für wichtig, aber wenn es unter die Gürtellinie geht, wenn es persönlich wird, dass ist es etwas, dass mich emotional nicht kalt lässt.

Über welches Thema könntest du ohne dich vorzubereiten einen 30 minütigen Vortrag halten?

Es wird nun niemanden erstaunen, ich bin ja erst etwas über zwei Monate in Pension und war fünfzehn Jahre bei der Stadt und Samtgemeinde tätig: Alle Themen der Samtgemeinde und der Stadt sind noch präsent. Das sieht vielleicht in einem halben Jahr anders aus, da sich die Welt und auch die Verwaltung permanent weiterentwickelt. Aber im Moment könnte ich über alle Themen der Stadt- und der Samtgemeindeverwaltung, also über die jeweiligen Probleme, Zukunftschancen oder auch über die Herausforderungen, spontan Referieren, ohne dass ich mich vorbereiten müsste.

Wenn du eine Sache auf der Welt verändern könntest, was wäre das?

Das heiße Thema im Moment, Klima und Umwelt, beschäftigt mich auch. Ich bin sicherlich, die Aktionen von Greta betreffend, nicht so euphorisiert wie viele andere. Die Diskussion die angestoßen worden ist, halte ich aber für richtig. Politik bewegt sich leider nicht immer richtig, wenn man die Widersprüche und unterschiedlichen Interessen innerhalb unserer Gesellschaft betrachtet ist das auch schwer. Die Landwirte sind ebenfalls aufgestanden, dass könnte man als Gegenbewegung verstehen. Ich glaube das existenzielle Problem ist durch Greta angestoßen worden. Wenn ich es irgendwie beeinflussen könnte, würde ich wollen, dass alle Menschen dieses Thema sachlich und fair angehen und Lösungen finden. Wir müssen umdenken.

Welche Orte in und um Bad Bevensen gefallen dir besonders gut?

Ich war Bürgermeister der Samtgemeinde. Die Samtgemeinde hat 13 Mitgliedsgemeinden mit zusätzlichen Ortsteilen, mir ist es wichtig keinen Ort hervorzuheben, weil sie alle auf ihre eigne Art schön sind. Aber eines erlaube ich mir zu sagen, der Ort an dem ich geboren bin und in dem ich immer noch lebe, das ist mein Lieblingsort: Barum.

Wie gehst du mit negativen Kommentaren um? Sachliche Kritik ist wichtig. Ich vertrat nie die Meinung die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben, sondern habe auch in meinem Job Kritikpunkte immer auch gemeinsam mit meinem Team hinterfragt und wenn die Kritik berechtigt war auch gegengesteuert. Zum Beispiel bei dem Thema Ganztagsschulen. Da hatten wir eine Richtung eingeschlagen, die wir dann korrigiert haben, da die Kritik der Lehrer und Eltern berechtigt war. Unsachliche Kritik mag ich nicht. Wenn jemand ungerecht wird, wurmt mich das und führt dann auch mal zu einer schlaflosen Nacht.

Was ist der ausschlaggebende Grund, weshalb du in SPD eingetreten bist?

Ich war Schüler der Fritz-Reuter-Schule. Habe hier meinen Realschulabschluss gemacht und bin dann nach Lüneburg aufs Gymnasium gegangen. Das war ungewöhnlich zu dieser Zeit, da ich aus einfachen Verhältnissen stamme. Arbeiterkinder machten selten Abitur. Das war eine Zeit in der Willy Brandt eine völlig andere Politik eingeführt hatte, wir erlebten eine Art Aufbruchsstimmung. Politisch hat die SPD damals die Welt verändert, gerade für junge Leute war das phänomenal. Mich hat auch Helmut Schmidt, den ich heute immer noch verehre, sehr angesprochen. Der Gedanke einer neuen Politik - „Mehr Demokratie wagen“ - durch Willi Brandt eingeleitet, durch Helmut Schmidt fortgesetzt, hat mich 1976 veranlasst in die SPD einzutreten. Diesen Schritt habe ich auch niemals bereut.

Was ist die positivste Veränderung der SPD deiner Meinung nach?

Das ist eine schwierige Frage. Ich glaube die SPD hat sich zu weit von den Menschen entfernt, der Grund meines Eintrittes war die Idee einer neuen Politik, die direkt an den Bedürfnissen der Menschen orientiert ist. Da müssen wir wieder hin.

Was ist die negativste Veränderung der SPD (In den letzten Jahren)?

Die SPD darf und muss intern über den richtigen Weg diskutieren, aber dann sowohl in der Partei, als auch in der Bundestagsfraktion geschlossen ihre Interessen vertreten. Das passiert nicht immer. Das machen andere Parteien besser.

Was hältst du von unserer neuen Parteispitze? Was erhoffst du dir?

Ich hoffe dass Saskia und Norbert Profil kriegen. Das haben sie aus meiner Sicht noch nicht. Nun sind sie auch noch nicht lange im Amt und Jedem muss Zeit zugestanden werden, um sich in der neuen Rolle zu finden. Ich erhoffe mir, dass die beiden die Partei wieder dahin bringen, wo ich sie sehen möchte, nämlich bei den Menschen. Die SPD ist für die Menschen (noch) zu weit weg. Die Aufgabe von Saskia und Norbert solch einen Parteiapparat, mit sowohl konservativen wie auch linken Ausrichtungen, zu führen ist sicher nicht einfach. Aber das wünsche ich den beiden, die SPD wieder näher an die Menschen zu bringen.

  • Das Interview führten Yuma Jaernecke und Robin Grasse.